buehnenbild_Souvenir-de-Solferino.jpg Jörg F. Müller / DRK

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Die Geschichte des Roten Kreuzes

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Die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes ist mehr als 150 Jahre alt. So wurde 1863 in Baden-Württemberg die erste Rotkreuzgesellschaft der Welt gegründet. Die Idee, Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen, ohne auf Hautfarbe, Religion oder Nationalität zu achten, geht auf den Schweizer Henry Dunant zurück.

  • Rotes Kreuz in Telgte 1885 - 1933

    1885 - 1933

    Im Telgter Stadtarchiv sind wir fündig geworden um die Ursprünge des Roten Kreuzes in Telgte zu erforschen. Stadtarchivar Klaus Schwinger hat uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden - einen herzlichen Dank an dieser Stelle.

    Königin Augusta, Ehefrau von Kaiser Wilhelm I fand nichts abscheulicher als den Krieg. Auf ihre Initiative  hin wurde 1866 der Vaterländische Frauenverein gegründet und diente der Organisierung von Frauen für die freiwillige Hilfsarbeit in Kriegs- und Friedenszeiten. Zu den Aufgaben des Vereins gehörte die Ausbildung zur Krankenpflege und die Armenfürsorge.

    In einem Schreiben vom 15.1.1879 vom Landrat des Kreises Münster an den Telgter Amtmann Schirmer hieß es: „ Eure Majestät, Kaiserin Königin hat die Erweiterung des Netzes der Vaterländischen Frauen Vereine dringend angeregt damit eine Linderung außerordentlicher Notstände (Teuerungen, Überschwemmungen, Epidemien, usw.) rechtzeitig vorbereitet und demnächst eintretenden Falls ermöglicht werde....“

    Der Brief wurde von Amtmann Schirmer im April beantwortet indem er dem Landrat mitteilte, dass es ja schon einen hiesigen Frauenverein gibt welcher vollends mit den Aufgaben ausgelastet ist. Weiterhin ließ er schreiben, dass sich in Notständen der hiesige Frauenverein sicherlich wieder bewähren würde. Es folgten noch mehrere Schreiben des Landrates an das Amt Telgte bei denen immer wieder auf die Notwendigkeit der Gründung des Vaterländischen Frauenvereins hingewiesen wurde.

    Am 17. Juni 1885 hat es dann eine Versammlung gegeben wo noch einmal klar dargestellt wurde, dass der hiesige Frauenverein nicht mit dem Vaterländischen Frauenverein vereint werden kann. Wörtlich wurde es so dargelegt: „... Der Frauenverein hat bereits durch kleine Vermächtnisse ein Kapitalvermögen und ein nicht unbedeutendes Inventar an Wäsche, Betten etc. erworben und kann daher dem Vaterländischen Frauenverein mit dem bereits bestehenden hiesigen Frauen Verein nicht gut vereinigt werden.“ Jedoch wollten die anwesenden Telgter Frauen, es waren 95 an der Zahl, den Vaterländischen Frauenverein unterstützen und sie waren bereit, einen Jahresbeitrag von 50 Pfennige für jedes Mitglied zu entrichten. Stolz konnte Amtmann Schirmer dann am 23. Juni 1885 diese Neuigkeiten dem Landrat zu Münster mitteilen.

    Die Gründungsversammlung des Vaterländischen Frauenvereins fand am 29. Juli 1885 in Telgte statt. In den Vorstand wurden gewählt:

    1.    Frau Johanna Schräder (Vorsitzende)

    2.    Frau Amtmann Schirmer (stell. Voritzende)

    3.    Frau Witwe Maria Schwarze (Schatzmeister)

    4.    Fräulein Angela Fisse (Schriftführer)

     

    Der Verein zählte zu diesem Zeitpunkt 35 Mitglieder. Weiterhin wurde bei dieser Versammlung die Satzung festgelegt und beschlossen. Die erste Generalversammlung fand am 28. Januar 1886 mit 32 Mitgliedern statt.

    Bis auf einige Dokumente und Schriftstücke die von der Zentrale des Roten Kreuzes aus Berlin bzw. aus Münster kamen verlieren sich die Dokumente aus dieser Zeit. Was noch im Stadtarchiv zu finden war sind Bescheinigungen über den Jahresbeitrag von 3 Mark von diversen Mitgliedern sowie die jährlichen Verwaltungsberichte die von Amtmann Schirmer verfasst wurden.

     

    Erst im Jahre 1916 lässt sich wieder etwas über die Aktionen des Vaterländischen Frauenvereins berichten. Die damalige Tageszeitung „Westfälischer Merkur“ veröffentlichte am 15. Dezember 1916 einen Bericht über die Generalversammlung des Vaterländischen Frauenvereins Zweigverein vom Roten Kreuz. Es wird über eine Mittelbeschaffungsaktion berichtet bei der Papier und Lumpen gesammelt wurden. Ein festlicher Nachmittag wurde den Verwundeten im hiesigen Reservelazarett am Jägerhaus bereitet. Die Bevölkerung unterstützte dieses Lazarett beispielsweise mit der Spende von Gläsern mit eingemachten Früchten und Gemüse. Kinderreiche Familien bekamen laut Bericht, 165 Liter Milch und 32 Brote. Eine im November durchgeführte allgemeine Sammlung in Telgte und Westbevern brachte zum einen 1025,05 Mark in die Kasse des Frauenvereins. Zum anderen brachte sie so viele Lebensmittel wie Kartoffeln und Wintergemüse ein dass die Volksküche am 1. Dezember 1916 wieder eröffnet werden konnte. Dank eines großzügigen Zuschusses der Stadt Telgte konnte somit der Kochbetrieb über die Wintermonate sichergestellt werden.

    Zu einem Wohltätigkeitskonzert lud man am 14. Januar 1917 in den Saal des Gesellenhauses ein. Opernsänger Julius Günther und Pianist Then Brück aus Köln gaben ihr Bestes in dem bis auf den letzten Platz belegten Saal. Der Erlös galt den Verwundeten vom Rochushospital, hieß es in der Mitteilung vom „Westfälischen Merkur“.

     

    Wir wollen an dieser Stelle nicht die Rolle des Roten Kreuzes in der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus darstellen sondern nur die Geschichte des Roten Kreuzes in Telgte wiedergeben. Dies haben wir nach unseren bis jetzt vorliegenden Informationen vorgenommen.

  • Rotes Kreuz in Telgte 1933 - 2010

    Die Aufgaben des Vaterländischen Frauenvereins (VFV) in Telgte waren vielfältig. Vornehmlich galt es die Not von Bedürftigen vor Ort zu lindern und Hilfe und Beistand zu leisten wann immer es nötig war. Neben dem bestehenden Frauenverein wurde im Jahr 1933 die Sanitätskolonne gegründet. Im Protokoll einer Besprechung vom 9. März 1933 kann heute noch nachgelesen werden, dass die anwesenden Herren C. Paul, Vorsitzender des Bezirksverbandes Münster der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, Dr. med. J. Koch, Bürgermeister Arensmeyer und Verwaltungsobersekretär Cyron sich darüber im klaren waren, dass eine Sanitätskolonne im Amtsbezirk Telgte errichtet  werden muss. Weiter heißt es in dem o. Protokoll: »Es ist beabsichtigt, eine Sanitätskolonne von 16 Mitgliedern zu bilden.“

    Am 16. März 1933 fand im Rathaus eine Besprechung der ortsansässigen Vereine statt, in welcher der damalige Bürgermeister Arensmeyer erklärt, dass für die Errichtung einer Sanitätskolonne ca. 700 bis 800 RM aus Mitteln des Provinzial? und des Kreisverbandes vom Roten Kreuz zugesagt worden seien. In dem Protokoll dieser Besprechung heißt es weiter wörtlich: „Dr. med. J. Koch, Telgte, unterstützte die Errichtung der Sanitätskolonne und führte anhand von Beispielen an, wie notwendig es gerade in Telgte sei, geschultes Personal für die Erste Hilfe bei Unglücksfällen zu haben“.

     

    Die Vorstandswahlen in der Gründungsversammlung in der Gaststätte Inkerot am 9. April 1933 brachten folgendes Ergebnis: Studienrat Storz (Vorsitzender), Dr. Koch (Kolonnenarzt), Friseurmeister Bergmann (Kolonnenführer und Gerätewart), Verwaltungsobersekretär Cyron (Schriftführer und Kassierer), Wilhelm Heumann und Paul Knappheide (Beisitzer).

    Die zur Verfügung stehenden Mittel der neu gegründeten Sanitätskolonne reichten bei weitem nicht aus daher griffen die Aktiven zur Selbsthilfe. Aus eigenen Mitteln erwarben sie Mützen, Koppel und Verbandtaschen, die mangels geeigneter Uniformen über dem Zivilanzug getragen wurden. Die Frauen erhielten Umhängetaschen, so dass, aus der heutigen Sicht betrachtet, ein Aufmarsch der damaligen Sanitätskolonne ein eigentümliches Bild bot. Da dem Ortsverein weitere Materialien, wie z.B. Tragen, fehlten, besorgte Dr. Koch aus einem ihm bekannten Sanitätsdepot einige Tragen, die zwar alt, aber dennoch brauchbar waren. Ein anderer Aktiver baute einen Sanitätskasten.

    Auch der Vaterländische Frauenverein, Zweigverein im Roten Kreuz war während der Jahre nicht untätig. So wurde im Jahr 1936, ein Jahr später als das eigentliche Jubiläumsjahr, das 50-jährige Bestehen gefeiert. In den „Münsterländischen Nachrichten“ vom 11. November 1936 lässt sich nachlesen, dass im Rahmen der Feierlichkeiten 20 Samariterinnen in den Dienst des Roten Kreuzes gestellt und vereidigt wurden. Sie alle hatten den ersten Samariterinnenkurs in Telgte besucht welcher unter der Leitung von Dr. Josef Koch stattfand. „Im Namen der Sanitätskolonne Telgte übermittelte Dr. med. Koch,..., den jungen Prüflingen seine aufrichtigen Glückwünsche aus.“ hieß es in dem Zeitungsartikel vom 11. November. Er versprach wie bisher engstes, kameradschaftliches Zusammenarbeiten der Sanitätskolonne mit dem VFV Zweigverein Telgte.

    Die 1. Vorsitzende Frau A. Bruens bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern für die in der Vergangenheit geleistete Dienste der „Volksgemeinschaft“. Die Kreisvorsitzende, Kreisfürsorgerin Frl. Stegemann aus Münster übermittelte die besten Glückwünsche vom Kreisverein sowie vom Landkreis Münster. Weiterhin las sie den Jahresbericht vor.

     

    Der Sanitätszug sah sich in Anbetracht steigender Aufgaben im Jahre 1935 gezwungen einen eigenen Krankenwagen anzuschaffen. Geld hierfür war allerdings nicht vorhanden, auch konnten von übergeordneten Stellen die hierfür erforderlichen Mittel nicht beschafft werden. Da es dem Zugarzt Dr. Koch an Ideenreichtum nicht mangelte, wurde der Plan auf eine nicht alltägliche Art verwirklicht. Vom Autofriedhof in Münster wurde ein alter Personenkraftwagen geholt. Die begeisterten Mitglieder ließen es sich nicht nehmen, in Feierabendstunden monatelang den Umbau zum „Sanitätskrankenkraftwagen“ selbst vorzunehmen. Die hierfür erforderlichen Materialien wurden zum Teil bei den Einwohnern zusammengebettelt. Fachkundige Hände brachten einen für damalige Verhältnisse modernen und schönen Krankenkraftwagen zustande. Trotz seines außergewöhnlich hohen Benzinverbrauchs tat der „Sanitätskrankenkraftwagen“ bis zum Ende des letzten Krieges seine Dienste. Beim Transport eines schwerverwundeten deutschen Soldaten nach Ostbevern wurde der Eigenbaukrankenwagen von der damaligen Besatzungsmacht beschlagnahmt und er wurde nie wieder gesehen.

     

    Mit dem Gedanken den Pluralismus in Staat und Gesellschaft aufzuheben erließ die nationalsozialistische Führung viele Gesetze und Richtlinien. Unter anderem trat am 9. Dezember 1937 das Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz (DRKG) in Kraft. Hiernach wurden alle bisher existierenden Frauenvereine, Schwesternschaften und Sanitätskolonnen aufgelöst und unter dem einheitlichen Namen „Deutsches Rotes Kreuz“ zusammengefasst. Alle Mitglieder wurden automatisch Mitglieder im Deutschen Roten Kreuz, so auch in Telgte.

     

    Durch den 2. Weltkrieg wurde die DRK?Gruppe Telgte auseinander gerissen. Während zahlreiche Helfer als Sanitäter zur Wehrmacht eingezogen wurden verblieben andere Helferinnen und Helfer in der Heimat, um sich der Versorgung der Kriegsgefangenen in den umliegenden Lagern anzunehmen. Über diese Hilfeleistungen und den Einsätzen bei Bombenangriffen in Münster und Umgebung berichtet die Chronik des Ortsvereins lediglich, dass einige aktive Helferinnen in den Ausländerlagern der Firma Winkhaus verpflichtet waren und zwei aktive Sanitätssoldaten ihr Leben lassen mussten.

     

    Nach dem 2. Weltkrieg, genau am 27. März 1946, teilte der Kreisverband Münster?Land des DRK, Heinrich Recke, dem leider viel zu früh verstorbenen Initiator der Wiederbegründung des DRK?Ortsvereins, mit, dass nach den für die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes in der Britischen Zone inzwischen ergangenen und genehmigten Richtlinien örtliche Frauen? und Männervereine die Aufgaben des Deutschen Roten Kreuzes erfüllen sollten. Am 30. April 1947 wurde im Sitzungssaal des Rathauses der DRK?Kreisverband Münster?Land neu gegründet.

     

    Nach langwierigen Vorbereitungen erfolgte die offizielle Neuorganisation des DRK?Ortsvereins Telgte am 18. Mai 1951 ebenfalls im Sitzungssaal des Telgter Rathauses. Dabei appellierte Dr. Koch an die Industrie und Vereine, für die Ausbildung in der Ersten Hilfe junge Leute zu gewinnen, damit ein Kursus auf breitester Grundlage durchgeführt werden konnte. Gleichzeitig wurden Amtsdirektor Dr. Böckenhoff als Vorsitzender, Heinrich Recke als Schriftführer und Dr. Koch, Dr. Kamp, Fräulein Bruens, Fräulein Czekir, Max Bergmann, Fräulein Brozy und Frau Merkert zu Vorstandsmitgliedern bestimmt.

     

    Im November 1959 wurde der damalige Amtsdirektor Hans Melchers neuer Vorsitzender. Unter dessen Führung wurden neue Aktivitäten ins Leben gerufen. Nach dem Motto „Do it yourself“ wurde von den Mitgliedern Gebr. Brokamp aus Raestrup, Rickhoff, Heumann, Streffing, Fennenkötter, Simon und Krause sowie weiteren Helferinnen und Helfern das ehemalige Jugendheim und heutige Knickenberghaus an der Mühlenstraße im Jahre 1960 in ein neues DRK?Heim umgewandelt.

     

    Der Krankentransport in Telgte wurde nach dem 2. Weltkrieg zunächst im Wege der Dienstverpflichtung von dem DRK?Mitglied Anton Sauerland durchgeführt bevor er diesen dann in eigener Regie übernahm. In Ausübung seiner Tätigkeit fiel Anton Sauerland Anfang 1961 einem Verkehrsunfall zum Opfer. Sollte der Krankentransport für den Raum Telgte eingestellt werden? Nein, denn kurz entschlossen erklärte sich der DRK?Ortsverein Telgte bereit, die bisherigen Aktivitäten, wie z. B. Ausbildung in Erster Hilfe, Dienst bei Blutspendeterminen, Prozessionen und Maria?Geburts?Markt durch Aufnahme des Krankentransportes und Rettungsdienstes am 4. März 1961 zu erweitern. Der Krankentransport und Rettungsdienst war somit sichergestellt.

     

    Zur Durchführung der Krankentransporte stand zunächst ein 4?Trage?Wagen der Hilfszugstaffel des DRK?Landesverbandes zur Verfügung. Da ständig mit dem Abzug des Fahrzeuges gerechnet werden musste, besann man sich auf eine andere Lösung. Am 12. September 1961 wurde ein neuer VW?Krankenwagen (MS-ED 13) vom Landesverband mit der Maßgabe zur Verfügung gestellt, dass zur Abgeltung des Kaufpreises für jeden gefahrenen Kilometer 0,10 DM an den Landesverband abzuführen seien.

     

    Die zwischenzeitlich mit dem Amt Telgte als Träger des örtlichen Feuerschutzes aufgenommenen Verhandlungen konnten auf einer allen Belangen Rechnung tragenden Basis abgeschlossen werden. Während wochentags als Fahrer hauptamtlich tätige Feuerwehrmänner zur Verfügung standen wurde an Wochenenden und Feiertagen von den freiwilligen Helfern des DRK der Dienst versehen.

     

    Im Herbst des Jahres 1968 konnte nach langwierigen Vorbereitungen und Eigenleistungen als neues Domizil das DRK?Heim an der Mühlenstraße in Betrieb genommen werden.

     

    Ein weiteres Betätigungsfeld des Ortsvereines wurde am 20. Februar 1971 erschlossen. Nachdem ungezählte Stunden an Überlegungen, Vorbereitung und Arbeit aufgewandt wurden, konnte das DRK?Krankenhausstudio eröffnet werden. Die „Funkbude“, die Dank der Unterstützung des Krankenhauses und der Spenden aus der Bevölkerung möglich geworden ist, erfreute im 14-tägigen Rhythmus die Patienten des Krankenhauses Maria Frieden. Später musste die „Funkbude“ allerdings den Sendebetrieb einstellen weil die damaligen Gesetze den Betrieb von Privatsendern nicht zuließen.

     

    Ein weiteres richtungweisendes Ereignis im DRK?Ortsverein ist aus dem Jahr 1976 zu verzeichnen. In diesem Jahr erfolgte die offizielle Übergabe des 16. regionalen Katastrophenschutzzuges an den DRK?Ortsverein Telgte. Seit dieser Zeit konnte bei zahlreichen Übungen die Einsatzfähigkeit der 29 Mitglieder starken Truppe unter Beweis gestellt werden. Die reguläre Ausrüstung dieses Zuges umfasste insgesamt 4 Mannschaftstransporter vom TYP VW welche mit wenigen Handgriffen zum Behelfskrankenwagen umgebaut werden konnten sowie einem Materialtransporter - ebenfalls VW. Ein Motorrad, gedacht für den “Krad-Melder“ welches im Jahre 1997 ausgemustert wurde ergänzte den Fuhrpark.

    Erweitert wurde der Fuhrpark im Jahr 1982 durch die Anschaffung des vereinseigenen Rettungswagen vom TYP Mercedes Benz 208. Ausgebaut wurde der Wagen durch die Spezialfirma Binz. Der Rettungswagen sollte von nun an die Sanitäter auf den zahlreichen Sanitätsdiensten begleiten.

    Mit einem umfangreichen Festprogramm wurde im Mai 1983 das 50-jährige Bestehen der Sanitätskolonne gefeiert. Mit zahlreichen Veranstaltungen lockten die Rotkreuzler die Zuschauer aus nah und fern. So wurde beispielsweise eine Schauübung auf dem Gelände der alten Raiffeisen-Warengenossenschaft durchgeführt und zum Frühschoppen mit Akkordeonmusik eingeladen.

     

    Das im Jahr 1968 bezogene DRK-Heim an der Mühlenstraße musste bereits 1995 nach 27 Jahren wieder aufgegeben werden. Das Heim fiel dem Abrissbagger zum Opfer und musste für die neuen Gebäude rund um den Marienbrunnen weichen. Als Ausweichdomizil und vorübergehendes Provisorium wurde dem Roten Kreuz ein Pavillon auf dem Schulgelände zugewiesen. Diese Pavillons, zwei Stück an der Zahl gab es, wurden ursprünglich als Klassenräume genutzt – von nun an für die nächsten vier Jahre sollte es das Zuhause vom Telgter Roten Kreuz sein. Die Fahrzeuge und das Material des 16. regionalen Katastrophenschutzzuges wurde in einer viel zu beengten Garagenhalle auf der Daimlerstraße untergebracht.

    Die Ausschau nach neuen Räumlichkeiten konnte dann auch nach einigen Jahren einen Erfolg verbuchen. Durch den Umzug der Sparkasse in das neue Gebäude am Baßfeld wurden die alten Räumlichkeiten am Steintor frei. Umfangreiche Verhandlungen mit der Sparkasse ließen die Sehnsucht des Roten Kreuzes nach einer festen Bleibe immer näher rücken. Doch bevor die neuen Räumlichkeiten bezogen werden konnten war eine Menge Arbeit notwendig. Die Kassenhalle musste aufgeteilt werden und aus einem Teil wurde die heutige Fahrzeuggarage. Diese musste jedoch zuvor durch einen Anbau um rund 4 Meter verlängert werden. Als ehrenamtlicher „Bauleiter“ hatte Helmut Reckers alle Hände voll zu tun um alle Hilfskräfte zu koordinieren. Ihm und seinem Team ist es zu verdanken, dass der Umbau reibungslos durchgeführt werden konnte.

     

    Durch die Öffnung der Grenzen und die Vielzahl der Flüchtlinge aus der DDR wurde im Jahr 1990 der Keller des neuen DRK-Heims die Unterkunft für eine Familie aus der noch existierenden DDR. Die Öffnung der Grenzen, die Deutsche Einheit und die Beendigung des „Kalten Krieges“ veranlasste die Regierungen den Rotstift beim Katastrophenschutz anzusetzen. Somit wurden ab 1992 die öffentlichen Mittel langsam aber sicher immer weiter reduziert. Material und Fahrzeuge wurden ausgemustert und nicht wiederbeschafft. In ein paar Jahren wurden dem noch bestehenden 16. regionalen Katastrophenschutz Sanitätszug nahezu alle Fahrzeuge entzogen und man entschloss sich beim DRK Telgte, um überhaupt noch Sanitäter zu Einsätzen transportieren zu können, im Jahr 1995 einen VW Bus vom Typ T4 zu erwerben. Dieser Wagen, liebevoll „Peter“ genannt, ist bis zum heutigen Tage immer noch im Einsatz.

    Millennium, das war sicherlich der meistbenutzte Begriff im Jahre 1999. So galt es in der Nacht von 1999 auf 2000 die Einsatzbereitschaft sicher zustellen weil befürchtet wurde, dass Teile des öffentlichen Lebens zusammenbrechen aufgrund von Stromausfällen und Computerpannen. Die Kollegen der freiwilligen Feuerwehr betraf das Problem ebenfalls. So entschloss man sich in beiden Organisationen dennoch das Millennium zu feiern, jedoch nur mit antialkoholischen Getränken und Cocktails sowie Milchshakes. Glücklicherweise kam es nicht zu den befürchteten Ausfällen.
    Da sich die Zusammenarbeit in den letzten Jahren zwischen Feuerwehr und DRK immer weiter entwickelt hatte wurde bereits 2001 die First Responder Gruppe gegründet. Eine Hand voll Mitglieder von freiwilliger Feuerwehr und dem Roten Kreuz stellten zu Beginn den Dienst sicher. Später verließen immer mehr Feuerwehrkameraden die Gruppe und heute wird der Responderdienst nur von Sanitätern des Roten Kreuzes besetzt.
    Einsatzerfahrung zu erlangen ist das was den damaligen Verantwortlichen im Roten Kreuz - Christian Gehling, Andreas Fennenkötter, Peter Maitzen und Klaus Kaffille - am Herzen lag. So wurde dann im selben Jahr die Einsatzgruppe gegründet. Diese Gruppe sollte immer dann ausrücken, wenn die Feuerwehr zu Großeinsätzen ausrückt um die Einsatzkräfte mit Heiß- und Kaltgetränken sowie warmer Verpflegung zu versorgen. Bereits in den Anfängen war das DRK Telgte bei allen großen Einsätzen dabei. 
    BEISPIELE NENNEN

    Anfangs rückten die First Responder mit dem bereits im Jahr 1982 gekauften Rettungswagen aus. Aufgrund technischer Defekte und anstehenden Reparaturen entschied man sich im Vorstand 2002 einen neuen Rettungswagen anzuschaffen. Es handelte sich um einen Mercedes 416 CDI. Der Wagen wurde von der im Emsland ansässigen Firma GSF ausgebaut und ist bis heute im Einsatz bei Sanitätsdiensten und bei First Responder Einsätzen.

    Einem gut funktionierenden Jugendrotkreuz, welches den Telgter Schulsanitätsdienst betreibt, ist es zu verdanken dass bei den jungen Erwachsenen und Jugendlichen ein starkes Interesse an der Arbeit des Roten Kreuzes bestand und auch bis zum heutigen Zeitpunkt immer noch besteht. Nahezu jährlich rücken Gruppen aus dem Jugendrotkreuz in die Bereitschaft vom DRK. Somit war auch bald die Notwendigkeit eines weiteren Mannschaftstransporters gegeben. Das DRK Telgte konnte ein Fahrzeug vom DRK Beckum kostengünstig erwerben. Ein VW Bus T4, intern auch gerne „Paul“ genannt,  bereichert seit 2006 den Fuhrpark der Telgter Rotkreuzler am Steintor. Weitere Aufstockung des Fuhrparks gab es dann im vergangenen Jahr. Zum einen konnte ein PKW Omega Caravan vom Kreis Warendorf kostengünstig erworben werden. Dieser wurde als Kommandowagen ausgebaut und war ursprünglich als Notarzteinsatzfahrzeug bereits in Telgte eingesetzt. Zum anderen schmückt seit letztem Jahr ein neuer Krankenwagen die Garage am Steintor 1. Dieser KTW wurde vom BUND vom Typ Sprinter 314 CDI zur Verfügung gestellt und wird im Rahmen des nach dem 11. September 2001 wieder neu aufgestellten Katastrophenschutzes eingesetzt.    

    Dieses Jahr steht voll und ganz im Zeichen des Jubiläums. Bereits Mitte Mai fand in Telgte der 1. Internationale Erste-Hilfe Wettbewerb statt. 14 Teams mit über 80 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet und eine Gruppe aus Belgien traten gegeneinander an um unter den strengen Augen der Schiedsrichter ihr Wissen unter Beweis zu stellen. Sieger wurde das Team vom Jugendrotkreuz aus Grünstadt, gefolgt von Weilheim und Ibbenbüren.
    Ein weiterer Höhepunkt findet am 4. Juli 2010 auf dem Gelände des DRK am Steintor statt. Einen ganzen Nachmittag öffnet das DRK die Türen und bietet für alle Besucher einen bunten Nachmittag an. Von einer DRK-Oldtimer Fahrzeugausstellung über die Präsentation historischer Rettungsmittel durch das Rotkreuzmuseum bis hin zur Kinderbelustigung reichen die Attraktionen an diesem Nachmittag.

     

    Die chronologische Berichterstattung über die nunmehr 125-jährige Tätigkeit des Roten Kreuzes in Telgte ist noch längst nicht vollständig. Besonders lückenhaft ist die Zeitspanne zwischen 1885 und 1933. Unser Aufruf geht an alle Telgter Bürgerinnen und Bürger die, besonders zu diesem Zeitabschnitt, weitere Informationen haben, sich bei uns zu melden.

    Unser Dank geht an alle diejenigen, die durch ihre tatkräftige Unterstützung dazu beigetragen haben das der DRK Ortsverein heute zu einer modernen und leistungsfähigen Hilfsorganisation entwickelt hat. Im einzelnen sind dies alle aktiven Helferinnen und Helfer auch diejenigen die mittlerweile aus privaten, beruflichen oder altersbedingten Gründen den Ortsverein verlassen haben. Besonders danken möchten wir auch allen passiven Mitgliedern des DRK Ortsvereins die durch ihre finanzielle Unterstützung in erheblicher Weise zum Gelingen der Rotkreuzarbeit dazu beigetragen haben. Es ist dem DRK Ortsverein aber auch ein echtes Anliegen, sich für die bisherige Unterstützung seitens des Kreisverbandes und des Landesverbandes und nicht zuletzt der Stadt Telgte zu bedanken.

     

    Auch für die Zukunft hofft der DRK Ortsverein auf die nötige Anerkennung und erforderliche Unterstützung aus der Telgter Bevölkerung, der Stadt und von allen passiven Mitgliedern um auch in Zukunft, genau wie vor 125 Jahren ehrenamtlich ihren Dienst zu versehen, im Zeichen der Menschlichkeit, im Zeichen des Roten Kreuzes.

    Klaus Kaffille (c) DRK Telgte 2010

  • Die Schlacht von Solferino: Geburt des Rotkreuzgedankens

    Als Geschäftsmann war Henry Dunant 1859 in Italien unterwegs, als er die Folgen der Schlacht von Solferino, des entscheidenden Gefechts zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Piemont-Sardinien sowie dessen Verbündetem Frankreich im Sardinischen Krieg, miterlebte. Dem 31-Jährigen bot sich ein schreckliches Bild. An Straßenrändern, auf Plätzen und in Kirchen lagen dicht an dicht verwundete Soldaten. Dunant erlebte das Grauen des größten Waffengangs jener Zeit in seiner ganzen Brutalität.

    Der Geschäftsmann vergaß seine ursprüngliche Mission und kümmerte sich um Verwundete wie Sterbende. Er wusch schmutzige Wunden aus, verteilte Lebensmittel und Wasser, sprach Mut zu. Auch für Nachschub an Verbandsmaterial und Nahrung sorgte Dunant. Weil professionelle Hilfe überall fehlte, forderte Dunant Einheimische zur Mithilfe auf – Frauen, Kinder und Männer halfen mit. „Sono tutti fratelli“ – wir sind alle Brüder – sagten sie und versorgten jeden Verletzten ungeachtet seiner Nationalität.

    Als Dunant erfuhr, dass die Franzosen österreichische Ärzte gefangen hielten, suchte er den französischen Herrscher auf. Er gestattete den österreichischen Ärzten an dem Hilfseinsatz teilzunehmen. Zusammen mit Dunant praktizierten diese Freiwilligen zum ersten Mal den Grundsatz des späteren Roten Kreuzes: dass alle verwundeten Soldaten neutral und gleich zu behandeln sind.

  • "Eine Erinnerung an Solferino" – Dunants Buch und seine Vision
    Jörg F. Müller/ DRK

    Henry Dunant verarbeitete seine Erinnerungen an die Erlebnisse in Italien in seinem Buch „Un souvenir de Solferino“ (Eine Erinnerung an Solferino). Noch heute gilt es als literarisches Meisterstück, mit dem er die damalige Gesellschaft in Europa aufrüttelte.

    In seinem Buch schildert Dunant zunächst die politischen Zusammenhänge und informiert detailliert über das Militär und Kriegsstrategien. Danach beschreibt er in einem dramatischen Epos den Ablauf der Schlacht und das Gemetzel auf den Schlachtfeldern. Es fällt kein Wort über den Triumph der Siegermächte. Dunant beschreibt stattdessen, wie primitiv und brutal die Verwundetentransporte durchgeführt wurden oder wie prekär die Zustände in den Lazaretten waren.

    Die letzten Seiten widmete Dunant seiner Vision: „Wäre es nicht möglich, in Friedenszeiten eine freiwillige Organisation zu gründen, deren Zweck es sein müsste, die Verwundeten in Kriegszeiten durch begeisterte und aufopfernde Freiwillige, die für ein solches Werk besonders geeignet sind, pflegen zu lassen?“ Er schloss sein Buch mit dem Appell, Hilfsgesellschaften für Verwundete in verschiedenen Ländern Europas zu gründen.

    Dunant ließ auf eigene Rechnung 1.600 Exemplare seines Buches drucken, die er mit persönlicher Widmung an Fürsten, Generäle und Regierungen in Europa verschickte. Das Echo war gewaltig. Eine zweite Auflage erschien schon vier Monate nach der ersten und wurde zum Bestseller, der Verfasser berühmt wie ein Star.

  • Eine Idee wird Wirklichkeit

    Einer der Ersten, die Dunant gratulierten, war der Genfer Gustave Moynier, ein brillanter Jurist und erprobter Organisator. Er war Präsident der privaten Gemeinnützigen Gesellschaft Genfs und konnte Dunant für ein Referat vor zwanzig angesehenen Bürgern der Stadt gewinnen, unter ihnen General Guillaume-Henri Dufour.

    Die Versammlung beauftragte fünf Anwesende, einen Plan zu erstellen, wie Dunants Idee, „kriegsführende Armeen durch Korps freiwilliger Krankenpfleger zu unterstützen“ in die Tat umgesetzt werden konnte. Das Fünfergremium mit der Bezeichnung „Ständiges Internationales Komitee“ – dem späteren Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) – setzte sich zusammen aus General Henri Dufour als Präsident, Gustave Moynier als Vizepräsident, Dunant als Sekretär und den zwei Ärzten Louis Appia, einem Spezialist in Chirurgie, und Théodore Maunoir, einem Mediziner mit internationaler Erfahrung.

    Für seine Verdienste erhielt Henry Dunant 1901 gemeinsam mit Frédéric Passy den Friedensnobelpreis.